Fünf mal habe ich Japan bereist, und doch nicht viel von dem Land mitbekommen. Dafür waren mir Flughafen, Hotel und Wettkampf-halle bestens vertraut.

 

Japan ist das Mutterland unseres Sports, und in meiner Eigenschaft als Frauenwartin und später als Vize-Präsidentin des Deutschen Judo-Bundes habe ich dieses Land im Rahmen von Wettkampf- und Trainingsaufenthalten besucht.

Mitte der 80er Jahre war Judo für Frauen allerdings noch eine Randsportart.

 

Davon bekamen wir einen Eindruck, als wir in Tokyo im  Leistungszentrum trainieren durften. 

 

Das nebenstehende Bild zeigt mitnichten das Judo-Dojo, sondern einen Schrein in der Nähe unseres Hotels.

 

Wer sich unter dem Dojo irgendwas Exotisches vorgestellt hätte, der würde enttäuscht. Die Trainingsstätte verbarg sich unter einem abgrundtief hässlichen Betonbau, achtstöckig, und ohne jedes asiatische Flair.

 

Mega-Enttäuschung!

 

 

 

 

Zwischen den Trainingseinheiten:

 

Zeit für einen Einkaufsbummel

 

 

 

 

 

 

 

Zweite Enttäuschung: Die Trainingshalle für die Frauen (streng getrennt von der der Männer) lag im 3. Stockwerk, und die war, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, gähnend leer. Man beachte das Stichwort: "Frauenjudo = Exotensport". Die paar Figuren aufzumischen machte meinen Mädels bald keinen Spaß mehr. Dafür sind wir nicht nach Japan gekommen.

 

Bei meinen Mädels handelte es sich schon um eine recht coura-gierte Truppe: emanzipiert und selbstbewusst beschloss die Mannschaft, das 8. Stockwerk zu erobern - das Reich der Männer!

 

Die heruntergeklappten Kinnladen des Großteils der Männer waren sehenswert. Wahrscheinlich berührten zum ersten Mal nackte Frauenfüße die geheiligten Tatamis!

 

 

 

 

 

 

Gabi und Kerstin inmitten der Schönen des Landes

 

 

 

 

 

 

Zumindest aber wurde es trainingstechnisch gesehen dann doch noch ein Erfolg: Ein paar der Männer - lausig wenige!! - waren genügend Gentlemen, um sich auch mal werfen zu lassen. Schließlich handelte es sich um ein simples Randori (Übungskämpf-chen, bei dem es nicht so verbiestert verbissen zugehen sollte).

 

Aber klar war auch, dass der Großteil von diesem Sakrileg deutlich überfordert war.

 

Wenig später war von Anfangsschwie-rigkeiten nicht mehr die Rede.

 

Frauenjudo in Japan holte mit Riesenschritten auf. Bald ging nichts mehr an dieser Nation vorbei.

 

 

Hier bei der Eröffnungszeremonie des Turniers in Fukuoka

 

 

 

 

 

 

Fukuoka richtete Turniere aus, bei denen sich die Weltelite traf.

 

 

Wir hätten ja gerne für uns die Erklärung in Anspruch genommen, dass seinerzeit unser Eindringen in die Männerdomäne im 8 Stock das Eis gebrochen hat, aber das ist wahrscheinlich dann doch zu geschönt.

 

Vielmehr war klar, dass die Pläne, Frauenjudo ins olympische Programm aufzunehmen, den Ausschlag für die Forcierung der Bemühungen gegeben haben.

 

 

 

Jedenfalls wurde Fukuoka fester Bestandteil jeder Vorberei-tung für die großen Meister-schaften.

 

 

Hier: ein Teil der Mannschaft in einer Wettkampfpause mit Sportdirektor Günther Romenath...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... und mit Maskottchen Fritz!