Urlaub 2024 in der Toskana

 

 

 

 

Man muss nicht unbedingt um die Welt fliegen, um ihre Schönheiten zu erleben – es geht auch eine Nummer kleiner. Eine Busreise in die Toskana ist der beste Beleg dafür.

Die Firma Lambert Reisen hat dazu ein Programm zusammengestellt, das auch höchsten Ansprüchen gerecht werden kann.

Orts- und fachkundige Reiseleiter stellten den wissbegierigen Touristen ihre Städte vor und sparten nicht mit Lobeshymnen. Wir befinden uns irgendwie wohl auch in Italien, vor allem aber in der Toskana. Das macht den großen Unterschied aus!

Marco, zum Beispiel, der uns San Gimignano und Siena nahebringt, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Er übertreibt schamlos, aber er ist sympathisch und charmant, deshalb widersprechen wir nicht.

 

Dante Alighieri war der größte Dichter aller Zeiten!, so ist zu hören. Gut, seine ‚Göttliche Komödie‘ gehört zwar zur Weltliteratur, aber eben nur als ein Werk von vielen. Shakespeare, Goethe und Schiller würden wohl energischen Einspruch gegen dieses Ranking angemeldet haben.

Galileo Galilei hat sicherlich die Idee, dass sich die Erde um die Sonne dreht, populär gemacht, aber dabei konnte er sich auf den Polen Kopernikus berufen, der das ein halbes Jahrhundert früher schon herausgefunden hatte.

Leonardo da Vinci war sicher ein Universalgenie – aber der klügste Mensch, der je gelebt hat???

Einstein würde ihm wohl die Zunge herausgestreckt haben! 

Doch auch wenn man Marcos überschwängliche Superlative auf ein Normalmaß zurechtstutzt, dann bleibt doch immer noch eine erkleckliche Anzahl von großen Geistern, die die Renaissance hervorgebracht hat. Ich kann mir das Gendern sparen – es waren ausschließlich Männer: Michelangelo, Raffael, Botticelli, Leonardo da Vinci, Donatello, Bernini, Puccini für die Musik. Auf der Piazza della Signoria bewundern wir Michelangelos ‚David‘ und Bandinellis ‚Herkules‘. Der eine Sinnbild der Schönheit, der andere der Stärke - beides Symbole, die die Medicis hochschätzten. Der ideale Mann in seiner Natürlichkeit war Gegenstand der Kunst.

Von Feigenblättern hielten die großen Meister nicht viel.

 

 

 

 

 

Interessant sind auch die Informationen, dass das Finanzwesen, bedingt durch den Reichtum der Medici, seinen Ausgangspunkt - nein, nicht in Italien, sondern in der Toskana genommen hat. Konto, Valuta, Agio, Bankrott – alles Begriffe, die hier geprägt worden sind, gehören heute noch zum Wortschatz der Finanzwelt.

 

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So ein umfassendes Wissen! Und dann sind die Toskaner noch nicht einmal fähig, einen geraden Turm zu bauen!

Wir stehen vor dem schiefen Turm von Pisa und verkneifen es uns, ihn zu besteigen. Wir wollen ihn nicht mit unserem Gewicht belasten und das Risiko eingehen, dass er ausgerechnet jetzt umkippt. Also fotografieren wir und bleiben in respektvollem Abstand.

 

 

 

Auf Elba sehen wir uns das Haus an, in dem Napoleon sein Exil verbracht hat. Auch diese Insel ist von ausgesuchter Schönheit. Eine Schönheit, die allerdings bedroht ist: Ungeziefer macht sich über die Pinien her, und die berühmten Zypressen verdursten. Weitere Puzzle-Teile, die die Zerstörung unseres wunderbaren Planeten belegen!

 

Die Busfahrt gibt uns ausgiebig die Gelegenheit, die herrlichen Landschaften zu bewundern. So weit das Auge reicht sanfte Hügel, derzeit in saftigem Grün. Das allerdings wird in den heißen Sommern sich in ein unansehnliches Braun verwandeln.

Wir wissen es zu schätzen, dass nirgendwo Windräder diese herrliche Landschaft verschandeln. Hier wird die Doppelseitigkeit der Medaille zum Problem: Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit sind sicher vonnöten, aber der Preis, dass eine so einzigartige Landschaft ihren Charme verlieren könnte, ist zu hoch. Die Italiener, nein, die Toskaner, haben recht, wenn sie ihre wunderbaren Zypressen nicht durch Windräder ersetzen.

 

 

Am letzten Tag lädt uns die Firma Lambert zu einer denkwürdigen Weinprobe ein. Wir machen ausgiebig Gebrauch davon – wir müssen ja nicht fahren. Hauptsache Antonino, unser Busfahrer, bleibt nüchtern.

 

Als der Weingenuss seine erste Wirkung zeigt, wird gesungen. Aus voller Kehle. Unser lothringischer Mitreisender Dominique verfügt über einen prächtigen Bariton.

 

Unser Gesang gefällt. Der Nebentisch, ein Bus voller Amerikaner auf Europareise, applaudiert kräftig und fühlt sich bemüßigt, dagegenzuhalten. Auch deren Reiseführer kann singen. Und so applaudieren wir unsererseits kräftig, als ‚God bless America‘ ertönt. Das lassen wir allerdings nicht auf sich beruhen und legen nach mit ‚So ein Tag, so wunderschön wie heute‘, was dank Dominiques Stimmgewalt zu einem Hochgenuss wird.

 

Denen haben wir’s mal richtig gezeigt, den Amis!

 

Es war eine wundervolle Woche!

 

Antonino, im Cockpit seines knatschgelben Busses, macht bella figura, lotst uns sicher durch den chaotischen Verkehr und sorgt mit seinem Humor dafür, dass uns die gute Laune nicht abhandenkommt.

 

Man sieht: Man muss nicht unbedingt in die Ferne schweifen, das Gute kann sehr nah liegen.