Urlaub 2023: Wunderschönes Namibia

Das Sosssusvlei

 

Namibia! Wieso Namibia?

Bei der letzten Simbabwe-Botswana-Tour war Namibia zu kurz gekommen. Der berühmte Etosha-Nationalpark lockte, und vor allem das Sossusvlei. Angeblich geht man am Leben vorbei, wenn man die berühmten Dünen nicht bestiegen hat.

Und am Leben wollen wir doch nicht vorbeigehen. Oder?

 

 

Unsere Reiseleiterin: Die schöne Kuh

Am Flughafen in Windhoek werden wir von unserer Reiseleiterin in Empfang genommen: eine schwarze Herero in traditionellem Outfit – das allerdings in Schwarz-Rot-Gold. Da ist die Synthese zwischen Schwarz und Weiß schon gerade perfekt.

Sie hat einen schier unaussprechlichen Namen, der übersetzt lautet: schöne Kuh – ein Name, auf den sie recht stolz ist, denn Kühe haben einen hohen Nährwert – also geht der Name als Ehrentitel durch. Für uns ist er allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Wir nennen sie Katharina.

 

Unter diesem Namen ist sie immerhin auch ein lokaler Promi. Sie tritt im Fernsehen auf und referiert dort über den namibischen Tourismus. Wir dienen ihr offenbar als Fallstudien. Sie erzählt uns bei der Begrüßung, dass wir ihre letzte Gruppe für dieses Jahr sind und dass wir uns auch dementsprechend benehmen sollen. So nachdrücklich ermahnt, geben wir natürlich unser Bestes.

 

Die Frau ist eine Naturgewalt auf zwei Beinen. Ihre burschikose Art ist in den folgenden 10 Tagen für uns eine Quelle steter Heiterkeit. Jede Unaufmerksamkeit während ihrer Vorträge wird unerbittlich geahndet. Wem das Versehen unterläuft einzuschlafen, der wird energisch wieder auf Reihe gebracht.

 

 

Wir profitieren von ihrem umfassenden Wissen. Unsere deutsche Vergangenheit in Bezug auf die Hereros scheint auf einem guten Weg zu sein. Auf jeden Fall müssen die ca. 30.000 Deutschen in Namibia keine Übergriffe fürchten.

 

Vor den Deutschen waren auch schon die Engländer und die Belgier in Namibia und haben sich auch danebenbenommen. Aber nur wir Deutschen hadern nachhaltig mit unserem schlechten Gewissen und sind bereit zu zahlen. Bei den anderen hat man schnell die Aussichtslosigkeit erkannt und gar nicht erst angefangen zu fordern.

 

Überhaupt findet sie das Gutmenschentum der Deutschen fast ärgerlich. Sie rechnet uns vor, wie wenig sie braucht und vergleicht das mit den Sozialleistungen, die Ausländer bei uns beziehen. Ihr Fazit: irgendwas zwischen „skandalös“ und „saudumm“. Hübscher hätte es die AfD auch nicht ausdrücken können. Aber es ist bezeichnend, dass dieses Urteil, dass einfach zuviel getan wird, aus dem Mund einer Afrikanerin kommt.

 

Auch über unsere cancel-culture-mäßigen Eiertänze um den Begriff „schwarz“ herum amüsiert sie sich köstlich. „Ich bin eine schwarze Frau. Basta“, sagt sie stolz. „Und nicht irgendwie ‚pigmentiert‘!“ Recht hat sie.

 

Absolut sehenswert sind auch ihre gelegentlichen Tanzeinlagen. Meistens morgens, damit wir wach werden. Da werden die Unterschiede deutlich: Ihrer Rasse liegt der Rhythmus im Blut. Ihr Tanz ist eine ausdrucksvolle Körpersprache, von der wir steifen Bleichgesichter nur träumen können.

 

 

Ihre Ausführungen sind gewürzt mit amüsanten Anekdoten aus ihrem bewegten Leben. Als sie uns mit den Besonder-heiten der Sexualität ihrer Rasse bekannt macht, kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Sex ist eine rein männliche Angelegenheit und unterscheidet sich nicht wesentlich von der tierischen Triebbefriedigung. Ohne Prüderie geht sie in die Details, bis die zärter Besaiteten unter uns mit der Schamröte kämpfen.

 

Als wir Windhoek besichtigen, wird das Gefälle zwischen Arm und Reich greifbar. Wellblechbuden ohne fließendes Wasser so weit das Auge reicht. Etwas weiter dann ansehnliche Privatwohnungen vom Feinsten („Da wohnen die Cousins von den Cousins der Regierungsmitglieder.“)

 

Überall werden wir darauf gestoßen, wer die Stars dieses Landes sind: Putin, Xi, Kim Jong Un, Castro. Der Westen hat die Entwicklung verschlafen und das Land den Kommunisten überlassen. Erst jetzt beginnt man sich um Afrika zu bemühen. Reichlich spät! Denn die Chinesen buddeln bereits mächtig den Boden auf und bauen Straßen.

 

Ich wundere mich, dass die Statuen von Nelson Mandela und Robert Mugabe einträchtig nebeneinanderstehen. Mugabe gilt bei uns als hochgradig korrupt, und das sage ich ihr auch. Katharina bleibt unbeeindruckt. „Na und? Das sind sie doch alle.“

 

 

Die Reisegruppe

Unsere Reisegruppe umfasst 30 Leute und ist von der Besetzung her ein wirklicher Glücksfall. Da sind Weitgereiste dabei, mit denen man eigene Erfahrungen austauschen kann, Empathische, mit denen auch ein Gespräch mit Tiefgang möglich ist, und dann natürlich die unschlagbar lustige Gute-Laune-Truppe, mit der man lachen kann.

 

Nur in einem Fall klappt das nicht so ganz mit der Sympathie. Als ich am ersten Abend mit einem bekennenden Bayern-Fan an einem Tisch sitze und mich als Saarländerin oute, hat sich’s mit der Sympathie. Schließlich haben die Saarbrücker kurz zuvor die Münchener Lichtgestalten aus dem DFB-Pokal gekickt, und das nimmt er mir persönlich übel. Mein Hohnlachen, als er im Ernst behauptet, die Bayern hätten gar nicht gewinnen wollen, macht die Sache auch nicht besser.

 

Von jetzt an habe ich nur noch 28 sympathische Gesprächspartner. Aber das ist ein Reichtum!

 

 

Die Tierwelt

Wir lassen uns auf holprigen Pisten durch die Savanne des Etosha-Nationalparks kutschieren und müssen eiserne Nerven unter Beweis stellen. Eine Safari ist stressig, und außer ein paar Springböcken kann auch mal eine Stunde lang nichts gesichtet werden.

Aber nichts toppt den Moment, wenn man auf Großwild trifft: eine Elefantenherde mit Nachwuchs, umgeben von einer Zebraherde und Giraffe, die sich fast die Beine bricht, als sie Wasser trinken will, eine Löwenmama, die mit ihren drei Babys schmust, ein Nashorn, bereit, uns zu attackieren, wenn wir nur noch einen Meter näherkommen.

 

Ein aufregendes Highlight hält eine Bootsfahrt in Swakopmund bereit.

Die Kapitänin Krystel bittet uns, unsere Bank freizumachen, und wie der Blitz flutscht eine Robbe just auf den Sitz, den wir gerade noch eingenommen hatten. Eine halbzahme Robbendame ist gekommen, um uns zu begrüßen und sich ihren Fisch abzuholen.

 

Während wir Wissenswertes über diese Tiere erfahren, taucht eine weitere, riesige Robbe auf. Jetzt wird’s spannend, denn der Neue ist ein Männchen und käme auch gerne an Bord, um die Robbendame zu begatten. Gemessen an dem Eifer, den er dabei an den Tag legt, ist zu erwarten, dass er alles und jeden (uns einbegriffen), der seiner Paarungsbereitschaft im Weg steht, ins Meer schmeißen würde. Krystel muss mit Hilfe von zwei Stöcken eine ernsthafte Ansage machen, um den liebeskranken Macho in seine Schranken zu weisen.

 

Das Sossusvlei

Ist die Namib-Wüste schon eine Nummer für sich mit ihren Gebirgszügen, die sich schemenhaft in blauen Fernen abzeichnen, so erfährt die Schönheit und Exzentrik der Landschaft noch eine Steigerung durch das Sossusvlei, ein Gebiet mit riesigen Sanddünen.

 

 

 

Am Morgen bietet sich ein einzigartiges Lichtspiel: die sonnenbeschienene Seite der Düne erscheint in leuchtendem Rot, der im Schatten liegende Teil ist schwarz. Getrennt wird beides durch einen schmalen Grat, der in Schlangenlinien nach oben führt.

 

Den gehen wir hoch! Und ein Großteil der Gruppe lernt plötzlich seine Grenzen kennen (Ich auch!).

 

Der Anstieg ist steiler als es von unten aussieht, und der Sand trägt nicht. Man geht mit jedem Schritt unter und rutscht gnadenlos ab, wenn man die ideale Linie verlässt. Freaks, denen solche Aufstiege bei 40° Hitze nichts ausmachen, fahren dann mit Snowboardern nach unten. Irre! Aber auch sympathisch kreativ.

 

Fazit:

Es war eine tolle Reise. Wir haben viel gesehen, viel gelernt, uns gut amüsiert und gut gegessen. Was will man mehr???

Auf Wiedersehen, Namibia!