Urlaub 2018: Dubai und die Malediven 

                      ein Kontrastprogramm

 

Wir wollen dieses Jahr herausfinden, ob die Karibik noch zu toppen ist. Die vielgerühmten Malediven kratzen immerhin energisch an dem Ruf, das Paradies auf Erden zu sein. Also wollen wir testen, ob das stimmt.

 

Wir kombinie-ren den Aufent-halt mit einem Besuch in Dubai. Das sollte man, so heißt es, auch mal gesehen haben.

 

Also tun wir’s!

 

 

Dubai ist grauenhaft heiß. Dabei haben wir noch Glück: 38°, geradezu erfrischend kühl, verglichen mit den 44°, die gewöhnlich um diese Zeit herrschen. Aber uns reicht’s! Gott sei Dank fehlt die grässliche Luftfeuchtigkeit, die an den Kreislauf geht. Es ist eine trockene Hitze – und für die Einheimischen unspektaku-läre Normalität.   

 

Die Touristen hingegen stürzen im Herdentrieb in den Swimming-Pool des Hotels, für die anstürmende Masse viel zu klein (jeder bekommt gerade mal einen Stehplatz!) und vor allem brühwarm – von Erfrischung keine Rede!

 

Dubai ist schon eine Stadt wie keine andere! 

 

Schade, dass es keinen Aussichtspunkt gibt, von dem aus man die legendäre, aus dem Meer gewonnene Palmeninsel sehen kann. Der Panoramablick fehlt, von dem aus man die gigantische Leistung sehen kann. Ein Hubschrauberflug ist uns zu aufwändig, also lassen wir’s.

 

Aber auch so hat die Stadt eine Menge zu bieten. Die Skyline der Hochhäuser lässt die der amerikanischen Metropolen ziemlich alt aussehen. Boston, Manhattan, Los Angeles – die Architektur dieser Wolkenkratzer ist vergleichsweise einfallslos gegenüber denen, die Dubai aufbietet.

 

Die Gigantomanie dieser Stadt ist berauschend. Überall strotzt es von Superlativen:

 

Das Aquarium mit Haifischen und Mantas in der Einkaufs-mall ist mit 10 Millionen Liter Salzwasser eines der größten. Wenn man bei über 40° im Schatten Wintersport betrei-ben will, ist das selbstredend kein Problem, selbst kleine alpine Abfahrten sind möglich.

Mal sehen, ob sich Dubai nicht demnächst für olympische Winterspiele bewirbt. Wundern würde es mich nicht!

 

Das Burj-Arab-Hotel hat 7 Sterne, obwohl die Skala bei 5 aufhört. Burj Khalifa ist mit 828 m das höchste Gebäude der Welt – und die Treppen bis oben hin braucht man auch nicht zu Fuß zu machen: Der schnellste Aufzug der Welt bringt einen in 55 Sekunden auf die Plattform, wo einem dann bei Nacht ein Lichtermeer zu Füßen liegt. Auch ein Weltrekord! Drunter tun es die Scheichs offenbar nicht. 

 

Die abendlichen Wasserspiele, alle halbe Stunde, sind phantastisch, gleiches gilt auch für die Farbspiele, in denen Burj Khalifa stündlich erstrahlt. Alles ist irgendwie eine Nummer größer als man es gewöhnt ist – auch wenn man schon viel gesehen hat.

 

Wer diese Prachtbauten jedoch mit Leben füllen soll, ist mir allerdings schleierhaft. Wir sehen jetzt schon in den Basaren und den Gastrono-mie-Zentren kaum Touristen. Eine Stadt mitten in der Wüste ist nicht unbedingt ein Magnet für Massentourismus, zumal Badeurlauber und Bikini-Nixen nicht so recht kompatibel sind mit den religiösen Maximen des Emirats.

 

Aber hier könnte die viel gescholtene Globalisierung auch anders herum funktionieren: Wenn die Scheichs das Geld der westlich-dekadenten Welt wollen, dann müssen sie auch die zu erwartenden Gäste hofieren und sich auf sie einstellen. Das gilt auch für die Frauen. Welche Frau reist schon in ein Land, um sich diskriminieren zu lassen?

 

Wer weiß? Vielleicht führt die Entwicklung sogar zu größeren Frauenrechten. Neben vielen Touristinnen mit Shorts und Miniröcken gibt es immer noch einen großen Anteil tief ver-schleierter Einheimischer. Die schwarzen Säcke mögen zwar Übergewicht und Cellulitis kaschieren, sind aber abgrundtief hässlich. Wer, um Himmels Willen, läuft freiwillig und ohne Not so herum!?

 

 

Das „System Dubai“ hat faszinierende Facetten. 85% der dort lebenden Bevölke-rung kommt aus 200 ver-schiedenen Nationen.

 

Die Arbeitsbedingungen sind grandios: Miete, Verpfle-gung, Transport und Kran-kenversicherung werden vom Arbeitgeber übernom-men – das restliche Gehalt kann also in vollem Umfang gespart, oder an die Fami-lien in die Heimat geschickt werden. Einzige Bedingung: Die Gastarbeiter müssen sich anständig benehmen! Selbst Angehörige von Völkern, die in herzlicher Todfeindschaft miteinander verbunden sind und sich sonstwo auf der Welt die Köpfe einschlagen, eint hier ein gemeinsames Interesse: Sie wollen Geld verdienen. Sobald sie aber irgendwelche ethnischen oder religiösen Konflikte austragen, werden sie sofort ausgewiesen. Also lässt man es lieber.

 

Offenbar funktioniert das reibungslos: Angeblich liegt die Verbrechensrate in Dubai bei 0%. So ganz kann ich das allerdings nicht glauben. So ein bisschen kriminell sein ist doch Teil des menschlichen Naturells. Haben die da unten wirklich alle einen Heiligenschein? Kann der unbedingte Wille, viel Geld zu verdienen, die Menschen tatsächlich zum Guten verändern? Kaum zu glauben!

 

 

Und noch etwas überrascht uns: Es gibt auch keine Arbeitslosigkeit! Wenn einer der Gastarbeiter seine Arbeit verliert, dann hat er vier Wochen Zeit, sich eine neue zu suchen. Gelingt ihm das nicht, dann muss er das Land verlassen.

 

Einem Einheimi-schen passiert das erst gar nicht: Keine Arbeit zu haben ist eine so große Schande, dass man alles daransetzt, umgehend eine zu finden. Irgendjemandem auf der Tasche zu liegen, egal ob der Familie oder dem Staat, ist ein riesiger Image-Verlust, unter dem auch die Familie zu leiden hat.

 

Wenn ich das mit unserer westlichen Mentalität vergleiche, dann komme ich doch ins Grübeln.

 

Wir besuchen einen Basar und mir gefallen die bunten Kaftane, die ich im Sommer zu Hause auch gern anziehe, weil sie so herrlich luftig sind. Nach dem Preis befragt, nennt der Verkäufer mir $ 100. Das ist reiner Wucher, und das sage ich ihm auch. Auch dass ich für meinen letzten gerade mal € 20 bezahlt habe. Er will wissen, wo das gewesen sein soll, und als ich erkläre, dass das in Tunesien war, ergießt sich ein Kübel voll Verachtung über mein Haupt: „Madame! Sie sind hier in Dubai!!!“, erklärt er voller Empörung. 

                                   

Ich glaube, selbst wenn ich ihm das Doppelte geboten hätte – er würde mir das Teil nicht mehr verkauft haben. Die Vorstellung, dass in einem germanischen Kleiderschrank ein Dubaier Kaftan neben einem aus Tunesien hängen könnte, ist mehr als er verkraften kann.

 

 

Der Reiseveranstalter bietet ein Vergnügen ganz beson-derer Art an, bei dem wir zugreifen: Jeep-Surfen in Sanddünen.

 

Eine halbe Stunde von Dubai-Stadt entfernt beginnt die Wüste, und die hat mächtige Sanddünen zu bieten: sechs, acht, mitunter zehn Meter hoch, die unser Jeep rauf- und runterfährt – nein, runterrutscht! Zum Teil in Schräglage, so dass man ständig das Gefühl hat, man überschlägt sich. Da braucht man einen stabilen Magen und eine Menge Allah-Vertrauen – und die Hoffnung, dass der jugendliche Fahrer weiß, was er da tut.

 

Das fragwürdige Vergnügen wird nur noch getoppt, wenn man das Ganze bei Vollmond macht, was auf der Heimfahrt passiert. Ich bin froh, dass ich nur eine Beule am Kopf abbekomme, als der Jeep wieder einmal die Bodenhaftung verliert und dann mit Schmackes aufsetzt. Mit dem Schaden fühle ich mich noch gut bedient. Es hätte deutlich schlimmer kommen können.

 

Dubai ist zweifellos eine Erfahrung wert, aber das war’s auch.

Wir freuen uns auf die Fortsetzung: die Malediven und eine Runde faulenzen im Paradies!

 

 

 

 

Ja, es ist in der Tat das Paradies. Allerdings eins mit kleinen Abstrichen.                                                                                                       

Der Strand ist nicht so feinsandig wie in der Karibik, weil die Ausläufer der Korallenriffe bis ins kniehohe Wasser reichen und das Barfußlaufen gefährlich machen, aber dem kann man mit Strandschuhen ja begegnen. Die Fische sind farbenfroh und haben die ulkigsten Formen – das macht schon Laune, mit denen zu schwimmen. Aber so ganz ungefährlich ist das alles nicht. Vormittags ist das Wasser zwar sehr klar, aber zum Schwimmen über den Korallen ist es zu niedrig. Erst bei Flut ist es hoch genug, aber dann ist es auch wieder recht trüb. Alles kann man offenbar nicht haben.

 

Wir buchen eine Exkursion zu einem Korallenriff im offenen Meer, wo man prima schnorcheln kann. Das erinnert uns an eine ähnliche Erfahrung ein Vierteljahrhundert zuvor: unsere Tauchtour am großen Barrier Reef in Australien. Aber damals verdienten die Korallenriffs noch ihren Namen und waren korallenrot, leuchtend, ein beeindruckendes Farberlebnis. Heute ist das Riff grau, trostlos, tot. Die graue Schildkröte unter uns ist von ihrem Untergrund kaum zu unterscheiden. Wir müssen zweimal hinschauen. Schade!

 

Als wir uns schweren Herzens von der Insel verabschieden und mit dem Schnellboot nach Male zurückfahren, verabschiedet uns ein Schwarm von Delfinen. Herrlich.

 

 

Der Flieger steigt auf, und da ich einen Fensterplatz innehabe, sehe ich unter mir diese unver-gleichliche Inselwelt. Wie ins Wasser geworfene Smaragde wirken diese vielen kleinen Inseln. Sie wie Juwelen zu schützen, wäre eine lohnenswerte Aufgabe. Aber der Preis wäre dann, dass man eben nicht dorthin reisen kann. Auch nicht gut. Und wenn das Abschmelzen der Gletscher und die damit einher-gehende Erhöhung des Meerwasserspiegels fortschreitet, dann werden die Malediven zu den ersten gehören, die verschwinden. Was für ein unermesslicher Verlust!

 

Aber wir – wir haben sie gesehen. Wir haben einen kleinen Blick ins Paradies geworfen.