Urlauab 1999: Brasilien
Der Urlaub der großen Gewässer
Brasilien - Traumland am anderen Ende der Welt!
Wir haben uns dieses Jahr entschieden für einen Urlaub der Superlative: Sonne - Landschaft - Kultur - Geschichte!
Mit von der Partie ist unser Freund Hans.
Wir haben uns 6 Stationen herausgepickt, für die wir im Schnitt 2-3 Tage veranschlagt haben. Und da diese Zeit zu kurz ist, um auf eigene Faust zu erkunden, haben wir jeweils einen Führer an den Flughafen bestellt, der uns die Sehenswürdigkeiten zeigt, wo man gut essen, wo man gut shoppen kann, und der uns wieder an den Flughafen bringt.
Das System klappt prima.
Der Anflug nach Sao Paulo ist unendlich lang doch der Anblick der Riesenstadt mit ihren 18 Millionen Einwoh-nern ist gigan-tisch. Selbst aus der Luft zieht sich das Häusermeer bis zum Horizont, sind die Grenzen der Riesenstadt nicht zu erkennen.
Doch wir sind noch nicht am Ende unserer Leiden. Unser erstes Ziel ist nämlich Manaus, die Haupt-stadt des Bundesstaates Amazonas, im Herzen des tropischen Regenwaldes.
Also wieder rein in den Flieger und dann weitere 4 Stunden bis in den Dschungel
In Manaus vereinigen sich die beiden Haupt-flüsse, die erst den Amazonas ergeben.
Mit bloßen Augen sehen und fotografieren wir die unterschiedli-chen Farben: die dunkelbraunen Fluten des Rio Negro und die stahlblauen Gewässer des Rio Solimoes.
Die Fahrt auf dem riesigen Amazonas ist mächtig: Ufer sind weit und breit nicht zu sehen. Die Wasser-massen sind so gewaltig, dass zirka 200 Kilometer nach der Einmündung ins Meer der Strom als solcher noch existiert und Süßwasserdelfine in ihm spielen.
Unsere Dschungel-Lodge erweist sich als komfortable Unterkunft, wenn auch ein paar Ein-schränkungen zu machen sind: das elektrische Licht ist nicht mehr als eine halbdunkle Funzel, und Toilettenpapier darf nicht in die Toilette geworfen werden, weil kaum Gefälle für die Spülung besteht. Eidechsen und Geckos huschen über Decke und Wände und entsorgen lästige Mücken.
Hans stört vielmehr sein Mitbewohner: Er schwört Stein und Bein, dass er sein Zimmer mit einer glitschigen Fledermaus teilt, die auf seinem Bauch gelandet ist, als er im Bett lag.
Dschungelimpressionen!
Am späten Abend starten wir eine Bootsfahrt durch die mannigfaltigen Kanäle auf der Suche nach Kaimanen.
Gespenstisch glühen immer wieder grüne Lichter auf der Wasseroberfläche, die Augen der Kaimane, bis es unserem eingeborenen Führer tatsächlich gelingt, ein kleines Exemplar dieser Spezies zu fangen und ins Boot zu ziehen. Dort können wir den kleinen Alligator von Nahem besichtigen – und ihn dann wieder ins Wasser zurückwerfen.
Nach einem ausgie-bigen Frühstück starten wir zu einer Wanderung durch den Dschungel, begleitet von zwei einheimischen Führern.
Ja, die beiden kennen ihren Wald in- und auswendig: die Blätter dieses Baumes sind gut gegen Zahnweh, jene gegen Husten und Schwangerschaft. Aus dem Saft dieses Baumes gewinnt man tödliche Gifte, aus jenem Gegengifte.
Die Dschungelapotheke ist bestens sortiert.
An einer Stelle hindert ein energischer Griff am Arm Fritz am Weitergehen. Vor ihm ist kniehoch eine Schnur ge-spannt. Wäre er weitergegangen und hätte die Schnur berührt, hätte er einen ebenso einfachen wie wirkungsvollen Mechanismus ausgelöst, mit dem die Indianer ihr Kleinwild erlegen. Mit einem Giftpfeil im Hintern wäre der Urlaub wohl gelaufen.
Kurz darauf verharren unsere beiden Führer vor einem kleinen Loch im Boden. Mit einem Stock beginnen sie vorsichtig darin zu stochern, und plötzlich krabbelt eine ausgewachsene Vogelspinne hervor, grösser als eine Hand mit behaarten Beinen, unansehnlich erdbraun. Hans will den historischen Moment per Foto festhalten, aber die Spinne verschwindet schlecht gelaunt wieder in ihrem Erdloch. Als die Fotos entwickelt sind, ist nur welkes Laub zu sehen.
200 Meter weiter haben unsere Führer auf einer kleinen Lichtung ein paar Blasrohre deponiert, mit denen die Indianer ihr Wild erlegen. Wir werden freundlich aufgefordert auch einmal zu blasen.
Als ich aus Versehen fast meinen Mann erlege, wird die Übung abgebrochen.
Weiter geht's! Als Hans hinter mir plötzlich schreit: „Eine Schlange!“ und mir einen Stoß verpasst, der mich einen Meter weit nach vorne katapultiert, drehe ich mich um und will dem Witzbold ein paar passende Worte sagen.
Da sehe ich, wie nur einen halben Meter neben mir eine Korallen-schlange, wunderschön gestreift und hochgiftig, sich ins Laub verkriecht. Da kommen posthum zu den hitzebedingten Schweißperlen noch ein paar weitere dazu. Auch unsere beiden Führer verlieren vorübergehend ihr Dauergrinsen. Ab jetzt wird der Blick eisern auf den Boden geheftet.
Als Nächstes demonstriert uns unser Indianer das urwaldeigene Kommunikationssystem. Mit einem Stock klopft er rhythmisch gegen einen Baum-stamm. Ein dumpf hallendes Geräusch entsteht. Und siehe: kurz darauf antwortet in weiter Ferne ein ähnliches Geräusch. Wahrscheinlich hat ihn seine Squaw wissen lassen, dass das Mittagessen fertig ist. Als Hans wissen will, ob die Bäume etwa schon ans Internet angeschlossen sind, versteht er die Frage nicht.
Kurz vor Mittag legen wir eine kleine Ruhepause ein. Unsere Führer unterhält uns mit einer netten akrobatischen Übung: mittels einer Schlinge um den Füßen klettert er mit affenartiger Geschwin-digkeit einen glatten Baumstamm hoch. Auch hier sollen wir wieder ein Gleiches tun.
Fritz beteuert glaubhaft, dass er den Dreh verstan-den hat und dass er es wohl könnte, wenn er nur wollte. Aber den Beweis bleibt er uns schuldig. Die beiden Indianer wiehern vor Vergnügen, als wir wie die nassen Mehlsäcke am Stamm kleben, ohne einen Millimeter Raumgewinn zu erzielen.
Mit Macheten schlagen uns die beiden Indianer einen Pfad durch den Urwald, und dann sehen wir endlich wieder den Ausgangspunkt unserer Wanderung vor uns.
Es tut gut, den blauen Himmel wieder über uns zu haben. 3 Stunden lang waren wir in einem geheimnis-vollen Halbdunkel unter einem dichten Laubdach turmho-her Bäume gewe-sen, umgeben von fremden, uns unverständlichen Geräuschen. So sehr wir den Trip durch diese andere Welt genossen haben –wir sind froh, dass uns die Zivilisation wieder hat.
Am Nachmittag unternehmen wir eine Bootsfahrt auf den verzweigten Armen des Amazonas. Es ist Regenzeit, und der Urwald steht unter Wasser.
Es ist eine faszinierende Welt–ein rechtes Beute-stück für meine Kamera.
Am Abend steht uns ein einzig-artiges Erlebnis bevor. Unsere beiden Führer berichten uns, dass einer der letzten wilden Stimme auf seiner Wanderschaft just bei uns vorbeikommt. Ganz aufgeregt sind sie ob der Außergewöhnlichkeit dieses Ereignisses.
Wir gehen auf das Spielchen ein und folgen abends verschlungenen, nur spärlich beleuchteten Pfaden, bis wir auf eine Rundhütte stoßen, die offenbar eigens für zufällig vorbeikommende Ureinwohner gebaut wurde. Eine Stunde lang verfolgen wir aufmerksam die stampfenden Brunstrituale von 4 stramm gebauten, wild bemalten Jünglingen und 4 fast nackten Jungfrauen (?).
Was für ein Erlebnis!
Wir verbringen die letzte Nacht in unserer Lodge: Ich zusammen mit Fritz, Hans zusam-men mit seinem geflügelten Vampir.
Ich stehe morgens früh um 04:00 Uhr auf und schieße herrliche Fotos vom Sonnenaufgang am Amazonas. Die Jungs mit bedauer-lichem Mangel an Romantik bleiben in den Federn.
Sunrise am Amazonas
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Das Schiff bringt uns flussaufwärts wieder zurück nach Manaus. Mit an Bord sind 2 der eingeborenen Schönheiten vom letzten Abend, modisch geschminkt und mit flottem Minirock. Wir sind tief beeindruckt, wie schnell die wilden Urwaldstämme Anschluss an die Zivilisation gefunden haben.
In Manus verbringen wir einen faulen Tag in einem netten Luxushotel mit Pools und feinen Restau-rants. Um 23:00 Uhr werden wir zum Flughafen gebracht. Wir freuen uns vor allem auf unseren Weiterflug am nächsten Morgen um 10:00 Uhr nach Iguacu. Die schönsten Wasserfälle der Welt sind einer der Höhepunkte unserer Reise.
Doch dann die Katastrophe. Der Flieger kann nicht starten. Ein Bus bringt uns in ein Hotel, aber das dargebotene Frühstück tröstet uns nicht über die Katastrophe hinweg. Schließlich wartet in Rio de Janeiro unser Anschlussflug nach Iguacu. Eine nervenzerreißende Wartezeit! Erst am frühen Nach-mittag werden wir wieder zum Flughafen gebracht.
Alle Passagiere werden auf die startenden Maschinen verteilt, es herrscht eine Atmosphäre wie bei einer Evakuierung. Wir kriegen keinen Direktflug nach Rio, sondern müssen erst in Brasilia zwischenlanden. Als wir endlich Rio anfliegen, ist es kurz vor Mitternacht. Wir haben einen ganzen Tag – und den Anschluss verloren.
Rio de Janeiro ist von oben eine Wucht! Wir vergessen unseren Ärger und berauschen uns an dem endlosen Lichtermeer. Wie Edelsteine auf einem gigantischen Tablett, finde ich. Fritz findet, dass es aussieht wie die glühende Lava eines ausbrechenden Vulkans.
Nach der Landung frage ich mich durch, bis ich einen Angestellten mit Entscheidungskompetenzen finde. Ich schildere ihm unser Problem und finde großzügige Hilfe. Ein Taxi der VARIG fährt uns in ein Hotel, und dort übernachten wir auf Kosten der Airline.
Am Morgen werden wir in aller Frühe wieder abgeholt, und um 09:00 Uhr sitzen wir in einer völlig ausgebuchten Maschine nach Iguacu. Wir wissen die prompte und großzügige Hilfe der VARIG zu schätzen.
Am Flughafen leihen wir uns einen Wagen und starten durch zu den Wasserfällen. Wir passieren die Grenze nach Argentinien und kommen bei einer Bootsfahrt bis an die Wasserfälle heran. Gigantisch!
2 Monate später werden wir in der Zeitung lesen, dass eines dieser Boote den Fällen zu nahegekom-men und gekentert ist. 16 Tote!
Wir ver-bringen einen herrli-chen Tag in Iguacu. Bevor wir ins Hotel zurück-fahren, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Paraguay. Doch die Atmosphäre hier ist ziemlich bedrückend. Es riecht nach Armut und Straßen-kriminalität. Nach ein paar Kilometern kehren wir wieder um.
Im Hotel begebe ich mich auf die Suche nach unserem Reiseleiter. Ich gehe davon aus, dass ist der Reiseveranstalter den lokalen Reiseleiter in Iguazu von unseren Problemen unterrichtet hat. An der Rezeption erfahre ich nichts. Das Hotel ist voll mit allen möglichen Reisegruppen, die haben nicht den geringsten Überblick. Im Restaurant taxiere ich einige alleinstehende Herren, die aussehen wie Reiseleiter und frage höflich nach. Außer einer Einladung zum Drink an der Bar und einigen abschätzenden Blicken ob dieser ungewöhnlichen Anmache erreiche ich nichts.
Etwas beunruhigt gehen wir schlafen.
Am Morgen spitzt sich das Problem zu. Die Rezeption will Flocken sehen, die zu zahlen wir jedoch nicht bereit sind, weil sämtliche Kosten unserer Reise bereits im Voraus beglichen worden sind. Aber wie das beweisen ohne die Voucher? Die hat der nicht existente Reiseleiter.
Das Palaver spielt sich in einem Gemisch aus Spanisch und Englisch ab. Mich überfällt eine wüste Telefonitis. Ich rufe in den umliegenden Hotels in Iguacu an, um einen Vertreter des Reiseveranstal-ters zu finden. Schließlich lande ich bei einer Französin, die die geänderte (!) Nummer in Rio kennt. Dort ist man überglücklich von uns zu hören. Schließlich galten wir 2 Tage lang als im Dschungel verschollen. Dann spuckt das Hotelfax einige laufende Meter Papier aus, und nun befinden wir uns endlich im Besitz unserer Voucher.
Wir sputen uns, um noch die Fälle von der brasili-anischen Seite aus zu sehen. War Argentinien und die Boote quasi der Livekontakt, so ist die brasilia-nische Seite die Plattform: von ausgesuchten Standorten kann man das unglaubliche Natur-schauspiel wie auf einem Präsentierteller sehen.
Wir sehen zwar nur einen begrenzten Teil, denn immerhin fallen die Wassermassen auf einer Strecke von 6 Kilometern in die Tiefe. Aber wir sind auch so restlos begeistert!
Das Regierungsgebäude in Brasilia
Am späten Nachmittag landen wir in Brasiliens Hauptstadt Brasilia. Die Stadt hat eine interessante Geschichte: Sie wurde von Oscar Niemeyer auf dem Reißbrett entworfen. Nichts ist natürlich gewachsen, alles ist strategisch durchdacht. Die Stadt ist eingeteilt in Blöcke: hier gibt es nur Banken und Versicherungen, dort sind nur Geschäfte. In diesem Block hier sind die Wohnungen, in einem anderen gibt es nur Hotels.
Am Abend machen wir Bekanntschaft mit einer ungeheuer wichtigen Einrichtung: den Churascerias.
Hierbei handelt es sich um Restaurants, die hinter einem Tresen eine mehrere Meter breite Feuerwand haben, ähnlich wie in einer Kebab-Bude, nur unendlich stilvoller. Ein Dutzend Riesenspieße mit den feinsten Fleischsorten bruzzeln hier vor sich hin. Hat sich ein Gast niedergelassen, beginnt der Stress.
Die Ober kommen mit Lichtgeschwindigkeit und bringen einem der Spieße zum Tisch, säbeln satte Scheiben Fleisch auf die Teller und sind noch nicht ganz verschwunden, da kommt der nächste schon. Wir sind nach kurzer Zeit nicht nur rundum satt, sondern auch komplett geschafft.
Ein paar Tage später werden wir in Rio eine Verfeinerung des Systems erleben: Dort statten die Ober den Gast, um ihn vor dem Herzinfarkt zu bewahren, mit einer Kelle aus, die eine rote und eine grüne Fläche hat. Solange die grüne Fläche sichtbar ist, flitzen die Ober, bei rot kann man mal Luft holen.
Wir fliegen am frühen Nachmittag weiter nach Bela Horizonte. Wir werden abgeholt von Harold, einem ausgestiegenen Österreicher, mit einer tiefen Leidenschaft für Halbedelsteine und sakraler barocker Kunst und mit einem besonderen Faible für den genialen Baumeis-ter und Steinhauer Ferdinand de Lis-boa (Alejandinho).
Bela Horizonte eine eine potthässliche Stadt ohne jedes Flair. Sie ist jedoch nicht unser eigentliches Ziel. Als uns Harold am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe aus den Federn holt, geht es nämlich 150 Kilometer weiter nach Ouru Preto, einer mittelalterlichen Stadt, die noch einen Hauch der spanischen Conquistadores atmet. Die Fahrt führt uns durch die Provinz Minas Gerais, die flächenmäßig so groß wie ganz Frankreich ist – eine Tatsache, die Harold mit so viel Stolz zum Besten gibt, als ob er höchstpersönlich dafür verantwortlich wäre.
In Ouru Preto, weit weg von jeglicher Zivilisation, besichtigen wir Barockkirchen, wie sie prunkvoller und spektakulärer in Europa nicht zu finden sind. Das eigentlich Sensationelle spielt sich jedoch nicht in den Kirchen selbst ab, sondern nebenan in der Sakristei. Dort sind Schränke Tische und Stühle mit den kostbarsten Intarsienarbeiten und Schnitze-reien zu bewundern. Wir kommen aus dem Stau-nen nicht heraus.
Harold erklärt ausgiebig und ohne zu schulmeistern den Aufbau eines barocken Altars, verweist auf die Besonderheiten der Farbanordnungen, und da er auf ganz dumme Fragen immer noch kluge Antworten weiß, genießen wir seine Gesellschaft.
Unsere nächste Station heißt Salvador de Bahia.
In Brasilien hat man es überall mit dem Nebeneinander der 3 vorherrschenden Kulturen zu tun: den indianischen Urein-wohnern, den erobern-den Weißen und den versklavten Negern.
Doch hier in Salvador de Bahia wird das Übergewicht der schwarzen Bevölke-rung ganz deutlich.
Zu Hans maßlosem Entzücken ist unsere Reise-führerin in dieser Stadt weiblichen Geschlechtes. Die Stadt selbst besticht durch ein eigenartig swingendes Flair: Da ist Lebensfreude, Musik und Rhythmus in der Luft. Ein Besuch der Altstadt und ein unvergessliches Abendessen im Hafen bestär-ken uns in diesem Eindruck.
Im Zuge der Stadtbesichtigung gelangen wir an einen Punkt am Meeresstrand, der per Monument gekennzeichnet ist. Angeblich handelt es sich hier um den östlichsten Punkt Südamerikas, an der Spitze des Landes liegend, das zu pangäischen Zeiten noch mit Afrika verbunden war. Obwohl wir das Ganze eher für einen Touristengag halten, beschließen wir doch beeindruckt von der Wichtigkeit dieses Ortes zu sein. Wir sind halt wirklich gut erzogene Gäste dieses Landes.
Am Abend erwartet uns ein ganz besonderes Ereignis: ein Abendessen mit Sklavenambiente! Unsere Bedienungen sind Negermamis, wie man sie aus „Vom Winde verweht“ kennt. Höhepunkt ist jedoch eine Capoeira-Vorstellung, die uns das Essen vergessen lässt:
Mit rasender Geschwindigkeit fliegen Füße durch die Luft und streifen nur mit ein paar Millimeter Abstand den Kopf des Partners. Aus seltsamen ungewohnten Kreisbewegungen aus der Horizon-talen des Körpers heraus bezieht der Capoeira-Kämpfer einen Schwung, der den Kopf des anderen wegkatapultiert, wenn der nicht schnell genug reagiert. Dementsprechend rasant ist auch die Vorführung.
Capoeira gehört zu den Selbstverteidigungssport-arten und geht auf die Sklavenzeit zurück. Damals amüsierten sich die weißen Plantagenbesitzer über die anscheinend unbeholfenen Kreisbewegungen ihrer Schwarzen auf den Baumwollfeldern, die sie für Eingeborenentänze hielten - nicht wissend, dass die Sklaven hier eine tödliche Kampfsportart perfektionierten.
Am Flughafen erwartet uns Jaou, für die nächsten Tage unser ständiger Begleiter.
Frei und ledig allen Stresses genießen wir in den nächsten 4 Tagen die pulsierende Stadt, erklimmen den Corcovado mit der 36 Meter hohen Christus-statue und per Seilbahn auch den Zuckerhut. Die Copacabana hat immer noch um die 5 bis 6 Stunden Sonne mit circa 22 Grad für uns parat.
Man bedenke: In Rio ist um diese Zeit tiefster Winter!
Der Strand von Ipanema ist schneeweiß und so feinsandig, wie es sich für einen Traumstand nur mal gehört.
A propos Strand!
Vor allem hier bietet sich viel Unterhaltsames:
Gespräche mit fragwürdigen Zeitgenossen deutscher Her-kunft, die kurzer-hand in dem Riesenland untergetaucht sind, leisten wertvolle Lebenshilfe bei der Frage: wie verhalte ich mich, wenn mir das Finanzamt oder ähnlich sympathische Behörden auf den Füßen stehen?
Spaß kommt auch auf, wenn die Strandschönheiten beim Durchzählen auf 3 kommen und beim Dividieren durch 2 merken, dass einer (oder besser eine) fehlt, die sie gerne ersetzen wollen.
Hans hat alle Hände voll zu tun, die eindeutig zweideutigen Angebote abzulehnen.
Am letzten Abend fahre ich alleine hoch auf den Zuckerhut und nehme Abschied. Die Kamera hält einen denkwürdigen Sonnenuntergang fest.
Es kommt wirklich etwas wie Bedauern auf, dass ein außergewöhnlicher Urlaub zu Ende ist.