Urlaub 2025: Eine Stippvisite in Prag

 

 

 

Prag – die goldene Stadt an der Moldau!

Golden? Na ja, das wäre sie wohl gern gewesen! Ist aber nicht so!

 

Kaiser Rudolf II. versammelte im 16. Jh. die Alchimisten aus ganz Europa in dieser Stadt auf der Suche nach dem Stein der Weisen, mit dem man angeblich aus allem Möglichen Gold machen konnte. Neurotische Herrscher lieben es halt, wenn es in ihrer Umgebung golden glitzert. Dass sich da nicht viel geändert hat, zeigt das infantile Entzücken des derzeitigen amerikanischen Präsidenten für alles, was blinkt und blitzt.

 

Die Alchimisten haben sich auch mächtig ins Zeug gelegt. Allerdings mit mäßigem Erfolg!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Karlsbrücke ist zu jeder Tageszeit die Hölle los.

 

Heute ist Prag durch seinen überbordenden Verkehr genauso schmutzig wie alle anderen Großstädte auch. Das belegen unter anderem die kohlrabenschwarzen Statuen auf der Karlsbrücke recht deutlich.

 

Bis auf die des hl. Nepomuk. Kein Tourist lässt es sich nehmen, sie zu berühren. Der zweifelhafte Ruf, dass sich dann ein geheimer Wunsch erfüllt, hält sich hartnäckig und hat zur Folge, dass die Statue deutlich sauberer als die anderen ist.

 

Vielleicht wäre es ein gangbarer Weg, die Kunstwerke von ihrem Rußpanzer zu reinigen, wenn man den Aberglauben auf weitere Exemplare erweitert. Touristen sind da dankbare Erfüllungsgehilfen.

 

 

 

 

Im "Goldenen Gässchen" reiht sich ein Zwergenhäuschen an das andere.

 

 

 

 

Dass Prag eine besonders touristenfreundliche Stadt wäre, kann man ihr aber nicht unbedingt nachsagen. In allen Großstädten ist es selbstverständlich, dass die Angaben zu den Sehenswürdigkeiten wenigstens zweisprachig ausgewiesen werden.

 

Nicht so in Prag! Hier ist man selbstbewusst (oder arrogant?) genug, alles nur in der Landessprache zu beschriften – die kein zivilisierter Mensch mit westlichen Wurzeln verstehen kann! Doch betrachtet man, wie sich die Touristenströme schwerfällig über die Karlsbrücke oder durch das berühmte „Goldene Gässchen“ mit seinen Zwergenhäuschen wälzen, dann wird klar, dass Prag einen Rückgang seiner Besucherzahlen nicht befürchten muss.

 

Unsere Stadtführerin kennt sich bestens aus in der Historie ihrer Stadt und weiß uns zu unterhalten mit so mancher Schauergeschichte über meuchelnde Brüder im Kampf um die Macht oder ersäufte Rivalen und vieles mehr.

 

Doch der eigentliche Horror packt uns, als sie auf die hohen Eintrittspreise zu sprechen kommt: Für alles und jedes wird ein kräftiger Obolus verlangt. Da ist man im Nu eine Menge Geld los, wenn man alles sehen will, was einen interessiert.

 

 

 

 

Die berühmte astronomische Uhr aus dem 15.Jh. am Altstädter Rathaus

 

 

 

 

 

 

Der Eintritt für das Schwarze Theater hat mich allerdings nicht gereut. Das ist eine Attraktion, die typisch ist für Prag. Der Zuschauerraum ist komplett abgedunkelt, und nur die hellen Teile auf den Kostümen der Artisten auf der Bühne werden vom Schwarzlicht sichtbar gemacht. Und plötzlich schweben kopflose Gestalten durch den Raum, und die unglaublichsten Lichteffekte verblüffen den Zuschauer. Fantastisch!

 

Ein Spaziergang durch die engen, verwinkelten Gassen im Jüdischen Viertel hat viel Atmosphärisches an sich. Hier schlendern wir aber nur bei hellem Tageslicht. Es ist nicht auszuschließen, dass bei Nacht hier der Golem herumschleicht – das geheimnisvolle Monster der jüdischen Sage, das viel Unheil anrichtet.

 

Schade, dass samstags die Friedhöfe geschlossen sind. Der Besuch von Franz Kafkas Grab erledigt sich leider.

 

Die Deutsche Botschaft in Prag

 

 

Doch auch so gibt es noch genug zu sehen. Zum Beispiel die Deutsche Botschaft mit dem bekannten „Genscher-Balkon“, von dem aus unser damaliger Außenminister Hans-Dietrich Genscher seinen legendären Halbsatz loswurde. Mit dem berühmten Unvollendeten versprach er den etwa 4000 versammelten DDR-Bürgern die Ausreise, bevor der Rest des Satzes dann von dem frenetischen Jubel der Masse verschluckt wurde.

 

Als ich am Zaun stehe und fotografiere, kommen zwei Frauen dazu. Eine von ihnen war damals dabei und erzählt mir von den katastrophalen sanitären Verhältnissen während der quälenden Wartezeit. Eine echte Zeitzeugin! Sie berichtet, dass der Zaun damals nicht so hoch wie jetzt gewesen ist. Man hat wohl die Voraussetzungen erschwert, dass sich solch ein Ereignis nochmals wiederholen kann. Einmal reicht auch!

 

Dann die Entscheidung! Für viele der 1. Schritt in eine neue Zeit. Für andere die Erkenntnis, dass spontaner Jubel oft verfrüht sein kann.

 

Ort des 1. Prager Fenstersturzes 1419

 

 

 

 

 

Und noch ein weiterer historischer Ort gehört ins Pflichtprogramm des bildungsbeflissenen Touristen: die Stelle, die eine der größten Katastrophen für Europa ausgelöst hat. 

Aus beachtlichen 16 Meter Höhe wurden drei königliche Beamte in die Tiefe gestürzt. Dies gilt als Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg.

 

 

Eine spezifische Unart der Tschechen besteht darin, missliebige Gegner aus dem Fenster zu werfen. Das haben die Anhänger von Jan Hus beim ersten Prager Fenstersturz schon im 15. Jh. getan. 200 Jahre später wiederholt sich das Ganze, als erboste Protestanten drei Repräsentanten des katholischen Kaisers aus dem Fenster werfen, begleitet von der dreisten Herausforderung an die Gottesmutter: „Lasst sehen, ob sie die retten kann!“

Nun liegt es auf der Hand, dass die jungfräulichen Kräfte überfordert sind, wenn gleich drei gestandene Ratsherren aufgefangen werden sollen.  Deshalb bediente sich die Jungfrau Maria eines ausgefallenen Hilfsmittels: Ein Misthaufen dämpfte den Sturz aus 16 Meter Höhe.

 

Die drei Unglücksraben werden wohl mächtig gestunken haben, aber sie haben immerhin überlebt.

 

Das änderte jedoch nichts daran, dass der Fenstersturz der Auslöser für einen bestialischen Krieg war, der 30 Jahre lang (von 1618 – 48) ganz Europa in Schutt und Asche legte.

 

Den Misthaufen hat man nicht unter Denkmalschutz gestellt. Wohl aus olfaktorischen Gründen!

 

 

 

 

Unser Busfahrer Karsten Oppelt. Bei ihm waren wir in den besten Händen.

 

 

 

 

 

 

 

Damit war die kurze zur Verfügung stehende Zeit bestens ausgefüllt.

 

Wir haben vier erlebnisreiche Tage hinter uns gebracht, sorgfältig und pannenfrei organisiert von Lambert Reisen, unserem Reiseveranstalter: Hotel, Bus und Programm ließen keine Wünsche offen, und als Sahnehäubchen hatten wir es auch mit einem sympathischen Fahrer zu tun: Karsten war ein stets freundlicher und kompetenter Ansprechpartner. Und Busfahren konnte er auch.

 

Was will man mehr?